Schlösser und Burgen in Baden-Württemberg
  Hohentwiel
 

Über der Stadt Singen, in unmittelbarer Nähe zum Bodensee thront auf einem urzeitlichen Vulkan eine besondere Perle unter den Burgen Baden-Württembergs, ein Superlativ, nichts geringeres als die größte Festungsruine in ganz Deutschland!
Der Hohentwiel war über viele Jahrhunderte eine der spektakulärsten Festungen im Deutschen Reich, ein Edelstein in Diensten der württembergischen Herzöge. Es lag an der Situierung auf einem steilen Vulkankegel, aber auch an dem bis ins 18. Jahrhundert sorgsamen Ausbau der diversen Anlagen, dass die Festung niemals erobert werden konnte, obgleich es an teilweise massiven Versuchen keineswegs mangelte.
Dann aber, 1801, übergab der Kommandeur, vermutlich der schwächste und ängstlichste unter den zahlreichen, die der Hohentwiel hervorgebracht hatte, die Festung ohne Not an den französischen Belagerer. Der mochte sein Glück vermutlich nicht fassen und begann mit der umfassenden Demolierung der Festung, die in den Tage der französischen Expansion unter dem Banner der Revolution andernfalls immer ein "Stachel im Fleisch" geblieben wäre - wie beispielsweise im 30jährigen Krieg, als der Hohentwiel als letztes freies Territorium des protestantischen Herzogtums Württemberg die katholische Umgebung dauerhaft in Atem hielt...
1801 sank die Festung dahin, und nach dem Abgang der seinerzeit noch viel größeren Stadtfestungen, wie z.B. des nicht fernen Ulm, das es bis zur größten Festungsanlage Europas brachte, Festungen die sich zum Teil bis ins frühe 20. Jahrhundert erhielten, stiegen die zerstörten Mauern des Hohentwiel zum bereits eingeführten Superlativ auf: größte Festungsruine Deutschlands!
            

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Der Hohentwiel besteht aus zwei prägnanten Anlagen, der Unteren und der Oberen Festung. Erstere wurden insbesondere in der Renaissance- und Barockzeit durch sternförmige Schanzen zu einem gewaltigen Bollwerk ausgebaut. Dieses diente als Schutz für das Herz der Anlage, der Oberen Festung, die sich etliche Höhenmeter weiter aus einer mittelalterlichen Burg auf der Spitze des erloschenen Vulkans entwickelte. Beide Partien wurden gründlich zerstört und dienten später z.T. als "Steinbruch". So ist es vor allem die Weitläufigkeit der Gebäulichkeiten, die neben der spektakulären Lage von der einstigen Bedeutung berichtet.
Vielleicht am reizvollsten ehedem wie noch heute das dicke runde Rondell Augusta, auf der linken Abbildung als Teil der Oberen von der Unteren Festung gesehen. Reizvoll der Kontrast zwischen dem Bruchstein-Mauerwerk in runder Form und dem rohen, fast vertikalen Felsen. Mit Kanonen bestückt, diente das Rondell als besonderer Schutz für die Untere Festung, konnte aber auch weit entfernte Ziele erfassen.
Auch die rechte Abbildung blickt von der unteren zur oberen Befestigung (Augusta ganz rechts). Man entnimmt dieser Aufnahme leicht, dass die Obere Festung auf ihrem steilen Felsen allenfalls mit alpiner Ausstattung erklimmbar, keineswegs aber für einen militärischen Angreifer zu erobern gewesen war. Im Vordergrund ruinöse Gebäudeteile der Unteren Festung. Die stark angegriffenen Mauern beider Festungen besitzen nur noch ausnahmsweise Details wie Fenstergewände oder Portale, haben häufig auch großen Verlust an Wänden zu beklagen. Nur noch selten, vor allem bei Augusta und der Fürstenburg, kann die einzelne Ruine ergreifen, ist es eigentlich immer erst der Zusammenhang der vielen Ruinen, der ein interessantes Bild entwirft.
            

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Grandiose Aussichtmöglichkeiten erheischt man vom höchsten Punkt der Veste, dem begehbaren Kirchturm. Links oben sieht man über den Westteil der Oberen Festung hinunter nach Singen und den Rand des Bodensees. Bei guten Sichtverhältnissen entbreitet sich die Fläche des Bodensees vor den unabsehbaren Gipfelzacken der Alpen.
Darunter der Blick auf die Fürstenburg im Ostteil der oberen Befestigung (wiederum von der Aussichtsplattform des Kirchturms). Die Fürstenburg, drei Gebäudeflügel rechtwinklig um einen nicht kleinen Hof wickelnd, war der stattlichste Wohnbau (Palas) der Festung. Die Außenmauern haben ihre Dreigeschossigkeit und manch Öffnungsrahmen im Renaissance-Stil erhalten, wie der gesamte Bau vor der Entkernung bewahrt blieb (das Schicksal der meisten Festungsgebäude). Neben dem benachbarten Rondell Augusta ist die Fürstenburg schönste Einzelpartie des Hohentwiel.
Für die rechte Aufnahme begeben wir uns in die Fürstenburg hinein, namentlich in das nördliche Rundbogentor, drehen uns um und blicken nach Norden zur Burgruine Hohenkrähen. Nach dem Hohentwiel ist diese die zweitschönste Ruine in der Bodensee-Landschaft Hegau, die mit nicht wenigen Burgen und Schlössern aufwartet. Auch Hohenkrähen wagte den "Tanz auf dem Vulkan", konnte dank ähnlich spektakulärer Situierung als "kleiner Bruder" des Hohentwiel gelten. Letzterer aber missgönnte, wie er im 30jährigen Krieg ohnehin nur argwöhnische Blick auf die zahlreichen feindlichen Nachbarburgen werfen konnte. Und so nahm sich die Besatzung unter dem legendären Kommandanten Widerholt die Freiheit zahlreiche dieser unliebsamen Nächsten zu erobern und zu zerstören, so auch den "kleinen Bruder".

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