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Ganz im Norden Baden-Württembergs darf der Burgenromantiker nochmals mit der Zunge schnalzen: an steilem Berghang thront die Burg Freudenberg knapp 100 Meter über gleichnamigem Städtchen und dem Main. Die Ruine ergreift durch ihre Weitläufigkeit und gut bis sehr gut erhaltener Burgpartien, worunter herausragend der eigentümliche Bergfried. Letzterer ist einzigartig unter den Burgtürmen Süddeutschlands: dreistufig verjüngt sich der Bergfried in die Höhe. Die Freudenburg reiht sich ein unter die reizvollsten Burgruinen Baden-Württembergs!
Vor dem Übergang an das Großherzogtum Baden war die bereits lange ruinöse Veste im Besitz des Hochstifts Würzburg, und die neuere Zeit hat sie dem Main-Tauber-Kreis beigefügt. Es war eben jenes geistliche Fürstentum, das die Burg Ende des 12. Jahrhunderts zur Grenzsicherung und Bewachung des Mains aufrichten ließ. Später taten sich die vom Würzburger Fürstbischof belehnten Wertheimer Grafen bei der Vollendung der schließlich beachtlich wehrhaften Veste hervor. Auf die Blüte im frühen 16. Jahrhundert folgten schon rund 50 Jahre später Belagerung, Beschädigung und Niedergang.
Die Südwestansicht der Burg, vom badischen Mainufer erspäht. Sichtbar von oben nach unten der Bergfried, der Palasgiebel und der gleichfalls sehr ansehnliche Kanonenturm. Letzterer nebst gesamter Vorburg und der äußeren Zwingermauer sind Werk des baulustigen Grafen Erasmus, unter welchem die Veste zu ihrer höchsten Blüte gelangte. Aufwendige Erdaufschüttungen waren für die Vorburg notwendig. Schließlich wurde diese durch beeindruckend lange Mauern mit der zu Füßen Stadt Freudenburg verbunden, die nun also eine Wehreinheit mit der Veste bildete und endgültig zum Burgstädtchen wurde; und das nicht von ungefähr, immerhin war Freudenberg in diesen Jahren Hauptstadt der kleinen Grafschaft.
Kreisrund, vierstöckig, monumental steht der Kanonenturm an der Nordwestecke der Vorburg, die gesamte Veste nach dieser Himmelsrichtung sichernd; überdies konnte man von diesem Turm gewiss auch die Main-Schiffe aufs Korn nehmen...
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Der höchst bemerkenswerte Bergfried, rechts die Ostansicht, erklärt seine einmalige, gestufte "Butterfassform" durch verschiedene Bauprämissen. Die erste Errichtungsphase in den Jahren vor 1197 unter Bischof Heinrich III. von Würzburg wollte ein bewusstes Machtzeichen gegenüber den Territorial-Konkurrenten, dem Mainzer Bischof und dem Ritter Ruprecht von Dürn. Deshalb sollte die Grenzveste einen Bergfried erhalten, dessen Seitenlängen ca. 1,5 Mal so groß sind wie die der seinerzeit üblichen Bergfriede. Nach dem Tode Heinrichs und dessen ritterlichem Hauptkonkurrenten kam der Ausbau zum vorläufigen Ende, fand erst nach 1220 seine Fortsetzung, als der Mainzer Bischof im nahen Miltenberg den Bau der Mildenburg betrieb. Mit auf der "Baustelle" noch vorhandenen Steinen wurde die zweite Stufe des Bergfrieds errichtet. Man empfand die Bedrohung durch die nicht wirklich imposante Mildenburg wohl als nicht so groß, und so wurde der Turm erstmals schmäler. Das zweite Mal schmäler ward erst in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhundert ausgeführt, da unter dem Grafen Eberhard von Wertheim die Burg insgesamt wehrhafter gestaltet, jedoch ohne Wunsch den Bergfried noch bedrohlicher wirken zu lassen. Von Ausbauphase zu Ausbauphase empfand man also die Notwendigkeit, den Turm als abschreckendes Machtsymbol zu gestalten, geringer und geringer.
Aufgrund der Höhenlage der Freudenburg gewinnt man sehr schöne Aussicht in das Maintal, wie links wiedergegeben. Oben blickt man nach Westen, unten in den Norden. Auf der anderen Seite des Maines wartet der bayrische Nachbar.
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Die Nordwestseite der Hauptburg, aus der geräumigen Vorburg gesehen. Dominant auch hier der Bergfried; rechts davon dein erhaltener Giebel des Palas und ganz rechts der Torturm. An manchen Stellen stark "angefressen", aber noch über die volle Länge die Hauptburg absteckend, die gleichfalls gut sichtbare Ringmauer. Am besten haben sich der Bergfried, der Tor- und der noch vorzustellende Kanonenturm erhalten, wie man auch den Erhalt der Ring- und Zwingermauern loben darf. Die anderen Burggebäude hingegen liegen teils stark ruinös.
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Wie der links gezeigte Bergfried wurde die gesamte Burg aus schönem rotem Sandstein erbaut, was den Mauern bei strahlend blauem Himmel das schönste Ansehen verleiht.
In der Mitte blickt man im Hof der Kernburg auf die zerfallenen Wände eines steinernen Nebengebäudes, das hier immerhin noch eine Rundbogen-Öffnung zeigt. Dahinter die Ringmauer, der einst ein Wehrgang aufsaß, der sich noch über die hohen Rundbögen bemerkbar macht. Der Hof der Kernburg ist kein Raum der Großzügigkeit, war einst der typische enge Hof kleiner Burgen. Weitläufigkeit erhielt die Freudenburg erst durch die große Vorburg und die doppelte Zwingermauer.
Rechts der das innere Burgtor flankierende schlanke Turm. Das verdeckte Tor liegt rechts des Turmes. Sehr schön der erhaltene Palasgiebel.
Leider nicht begehbar ist unser grandioser Bergfried, dessen einstige Aussichtsmöglichkeit auch einzig gewesen sein muss. Man konnte sie vom Wehrgang über dem ersten und zweiten Bauabschnitt, sowie von der Plattform auf der dritte Stufe zum Spähen nutzen. Die untere Partie wurde in stauferscher Art zeittypisch aus Buckelquadern errichtet, ebenso der mittlere Abschnitt aus bereits behauenen, noch vor Ort gelagerten Blöcken. Erst der letzte Abschnitt mit seiner leicht auskragenden Zinnenkrone wurde aus glatt gefertigtem Sandstein errichtet. Auf der Abbildung rechts erhebt er sich über die Ringmauer und innere Zwingermauer.
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Die schönste Nahansicht der Freudenburg gewähren die Süd- und Ostansicht. Neben der Monumentalität des Bergfried ergreift die Staffelung der Mauern. Von innen nach außen: die mit der Außenseite des Bergfrieds bündige Ringmauer, dann die innere Zwingermauer und schließlich die äußere Zwingermauer. Letztere weiß noch um teils stark ruinöse Rundtürmchen. Nach Süden und Osten besaß die wehrhafte Veste also den "Luxus" von gleich zwei Zwingern, gegenüber dem üblichen nur einfachen Zwinger der meisten Burgen. Der Burggraben am äußeren Zwinger ist leider bestenfalls zu ahnen, im Laufe der Zeit weitgehend aufgefüllt worden. Als dieser einst noch intakt, ebenso wie die drei Mauern teils noch beträchtlich höher, die Burg muss den höchst abweisenden Eindruck eines vollendeten mittelalterlichen Bollwerks gemacht haben.
Die so treffliche Staffelung der roten Sandsteinmassen über drei Mauern und weiter über zwei Stufen des Bergfrieds ergreift nicht nur den verträumten Burgenromantiker; das kraftstrotzende Mittelalter tritt wie ein Märchen aus unserer Kindheit entgegen. Aber da ist noch etwas anderes, das uns ganz von Ferne Fremdes suggerieren möchte: der so seltsam, ungewohnt, ja exotisch gestufte Bergfried ruft die Stufenpyramiden mittelamerikanischer Indianer ins Gedächtnis. Er gleicht mitnichten, aber durch die Stufen macht er einen ersten Schritt der Annäherung, der dem geistigen Auge eine kurios-reizvolle Gegenüberstellung ermöglicht.
Das Aus für das Bollwerk kam noch im späten Mittelalter, da die Burg im Markgräfler Krieg 1552 stark beschädigt ward; vielleicht noch verheerender, dass nach dem Aussterben der die Veste instand haltenden Wertheimer Grafen 1556, die Mauern dauerhaftem Verfall preisgegeben. Sich verändernde politische Konstellationen und der nun fallende Fortifikationswert mittelalterlicher Burgen (zumal wenn bereits beschädigt) ließen die Bedeutung der Grenzveste für das Hochstift Würzburg merklich sinken.
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Links der gefällige spätgotische Treppengiebel (Innenseite) an der nordöstlichen Querseite des Palas, wo auch drei Fenstergewände erhalten. Die Freudenburg erlebte ihre Blütezeit in den Jahren 1497 bis 1509 als sie sogar zu einer Residenz wurde. Durch Erbteilung fiel die Veste an den Grafen Erasmus (Asmus), der hier seinen Hof einrichtete, und zu diesem Behufe die Burg im spätgotischen Stil nochmals wehrhafter, aber auch edler, repräsentativer gestaltete, wie eben jener Palasgiebel zu verstehen gibt. 1509 aber starb der Graf und die Anlage sank wieder herab zum gewöhnlichen Burgmannensitz.
In der Mitte blicken wir auf die Innenseite der nordöstlichen Ringmauer, wo die Strebepfeiler und Rundbögen für den einstigen Wehrgang auf sich aufmerksam machen. Solche sind auch auf der Südwestseite der Ringmauer zu sehen.
Rechts der von oben beschädigte schlanke Torturm, zu finden auf der Nordwestseite der Hauptburg, an die Vorburg stoßend.
Ganz im Norden Baden-Württembergs wird der Baukunst nochmals ein aufrüttelnder Akzent gesetzt. Und welch' Nachbarschaft: zu Füßen das schöne Städtchen Freudenberg, wenige Kilometer flussabwärts mit Miltenberg (Bayern) eine der schönsten deutschen Fachwerkstädte, und auch nicht ferne, flussaufwärts das wunderschön-verträumte Wertheim, eine badische Perle mit ihrer noch ansehnlicheren Schlossruine. Die Reise aber, die verlohnt sich schon alleine ob des einmaligen Bergfrieds!
Quellen
1) die Bauwerke selbst - Stilmerkmale; Stadt, Burg und Landschaft
2) Dr. Emil Lacroix und Dr. Heinrich Niester "Kunstwanderungen in Baden", Chr. Belser Verlag Stuttgart, Ausgabe 1959
3) Wikipedia-Artikel Freudenberg (Baden)
4) Wikipedia-Artikel Burg Freudenberg (Freudenberg)
5) Website www.freudenberg-main.de
6) örtliche Informationstafeln der Burg Freudenberg
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