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Die zwischen Mosbach und Heilbronn über dem Neckar thronende Burg gefällt neben ihrer großen Schönheit zugleich durch eine bemerkenswerte Weitläufigkeit, die der Kaiserpfalz von Bad Wimpfen einen gewichtigen Superlativ einheimst: größte staufische Pfalz ganz Deutschlands!
Im nördlichen Neckartal weithin sichtbar, unterstreicht die Burg ihre einstige politische und heutige bauhistorische Bedeutung gleichsam von selbst. Ihre langgestreckte nördliche Ansicht, verschmolzen nach Westen mit der gleichfalls sehenswerten Altstadt von Bad Wimpfen (siehe Seite 6) gehört überdies zu den schönsten Altstadt-Prospekten Süddeutschlands, das Mittelalter überraschend vergegenwärtigend.
Und obgleich die Pfalz noch im Mittelalter einen vernichtenden Brand erdulden musste, der sie zugleich für immer ihrer politischen Bedeutung beraubte, lassen die diversen erhaltenen Burggebäude durch monumentale Präsenz zum einen und edle gotische und vor allem romanische Details zum anderen Fachmann wie Laien mit der Zunge schnalzen.
Links sieht man das Wahrzeichen der Pfalz, ja von ganz Bad Wimpfen, den Blauen Turm, der mit seiner neugotischen Spitze in 58 Metern Höhe, errichtet am höchsten Punkt der alten Pfalz die entsprechende Fernwirkung besitzt - hier aus der westlich anschließenden Altstadt gesehen. Nach einem schweren Brand Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die abgegangene Fachwerkspitze durch die ansehnliche neugotische Gelbsandsteinspitze ersetzt.
Den größten Detailruhm besitzt die Pfalz in Gestalt zweier Rundbogen-Arkaden, den abgegangenen Palas einst belichtend (Abbildung rechts). Zierliche Doppelsäulen tragen über Würfelkapitelle die Bögen in den dicken, schweren Mauern kunstvoll ab. Die Arkaden gelten als schönste Beispiele der romanischen Profanarchitektur in Deutschland.
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Die linke Abbildung zeigt eine Ansicht, die die fachwerkgewirkte große Schönheit der Wimpfener Alstadt wiedergibt, dabei, wie so oft im inneren Stadtbereich, mit der "beobachtenden" Spitze des Blauen Turmes. Es ist die Eigenschaft als Fachwerkstadt, genuin mittelalterlich wirkend, selbst wenn manches Fachwerkhaus in Barock oder Klassizismus erbaut wurde, die eine so treffliche Zusammenschau mit der mittelalterlichen Pfalz ermöglicht. Stadt und Pfalz wuchsen nach dem Niedergang der politischen Bedeutung der Pfalz zusammen und werden heute dank der durchgängigen mittelalterlichen Wirkung als Einheit wahrgenommen.
Mit dem Bau der 215 Meter langen und bis 88 Meter breiten Anlage wurde Mitte des 12. Jahrhunderts, also in spätromanischer Zeit unter dem berühmten Friedrich I. Barbarossa begonnen, 1155-1190 Kaiser des seinerzeit riesigen römisch-deutschen Reiches. Nach 1217 wurde das Steinerne Haus, rechte Abbildung, im spätromanischen Stil als größtes Wohnhaus der Pfalz errichtet. Man sieht die südliche, zur Pfalz weisende Giebelseite des gewaltigen Baus, das als eines der größten und bedeutendsten romanischen Wohnhäuser ganz Deutschlands Geltung beanspruchen darf. Spätere Zeiten haben zusätzliche, bzw. größere Fenster durch die dicken Mauern getrieben, wie die Spätgotik auch den für diese Zeit typischen Stufengiebel an die beiden Querseiten verfügte, nicht ohne dem Steinernen Haus darüber zu noch höherer Monumentalität zu verhelfen.
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Links blickt man auf die Ostseite des gleichfalls nach 1217 mit den typischen staufischen Buckelquadern errichteten dritten Bergfrieds der Pfalz. Die Wiederherstellung der Turmspitze 1851/52 nach dem Brand von 1848 setzte Neugotik auf die Spätromanik, welche neben den Wichhäusern auch ein Zeltdach mit hoher Laterne bedeutete. Die bläulich schimmernde Schieferdeckung der verschiedenen Dächer machte im Volksmund aus dem bis dato Hohen Turm nachhaltig den Blauen Turm.
Der rechts oben über die Ringmauer blickende Rote Turm ist der zweite erhaltene von einst gar drei Bergfried-Türmen und sicherte die Pfalz nach Osten.
Rechts unten blickt man auf die Nordseite, der schönsten Ansicht der Pfalz, wo sich die romanischen Palas-Arkaden in der dicken Wehrmauer behaupten und ,neben manch jüngerem Fachwerkbau, das Steinerne Haus monumental in die Höhe steigt.
Als königlich-kaiserliche Pfalz, also als eine von mehreren kleinen "Hauptstädten" der munter durch das damals riesige römische-deutsche Reich ziehenden "Reise-Kaiser" nahm Wimpfen bis zum schweren Brand von 1320/22 die seinerzeitigen Reichsgrößen auf: natürlich den Gründer der Wimpfener Pfalz Kaiser Friedrich I. Barbarossa - Friedrichs Sohn, Kaiser Heinrich VI. - Kaiser Friedrich II. - dessen aufrührerischen Sohn Heinrich VII.; nach den Staufern die Könige: Rudolph von Habsburg - Adolph von Nassau, Albrecht I. - Heinrich VII. - Ludwig der Bayer und dessen Gegenkönig Friedrich der Schöne. An der einst gewaltigen Bedeutung der Wimpfener Königs- und Kaiserpfalz ist also nicht zu deuten. Umso bedauerlicher, dass der verheerende Brand das Aus jener Wichtigkeit nach sich zog. Immerhin wurde Wimpfen um 1300 eine Freie Reichsstadt und konnte die Wehrhaftigkeit der Pfalz zur Sicherung der Stadtgrenzen bestens gebrauchen.
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Weitere bedeutende Gebäude finden sich in der Pfalz: die romanische Pfalzkapelle (links) und das Schwibbogentor (rechts), einst der einzige Zugang zur Pfalz. Die um 1160 errichtete Kapelle war dem heiligen Nikolaus von Myra geweiht, ihre typisch romanische Chorapsis an der Ostseite in gotischer Zeit zu Gunsten eines rechteckigen Chores verlierend. Ihre Weihe mag um 1192 erfolgt sein. Den gelungen instand gesetzten Mauern sieht man die einstige Verwahrlosung, den Niedergang bis hin zur Stallung, glücklicherweise nicht an. Lisenen und Rundbogenfriesen gliedern und zieren, und erhaltene romanische Öffnungen werden von nachgebauten ergänzt. Hinter den sehr sorgsam gesetzten glatten Steinquadern aus Gelbsandstein (Südwand)findet man heute ein kirchenhistorisches Museum.
Das Schwibbogentor oder Hohenstaufentor steigt an der Südgrenze der Pfalz monumental in die Höhe, im Mittelalter zusätzlich durch eine Zugbrücke gesichert. Der Torbogen ist noch romanisch, wie auch manch andere Rundbogen-Öffnung. Die Mehrzahl der Fenster ist aber spätere Instandsetzung, ein homogenes Gesamtbild gewinnend. Die Abbildung zeigt die Feldseite des Tores, die jedoch nicht mehr wie ursprünglich nach außen, also aufs Feld weist, sondern von der Altstadt ganz umschlossen wird.
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Links die reizvolle neugotische Turmspitze des Blauen Turms, mit dem Bürgermeister-Elsässer-Fachwerkhaus. Letzteres steht an der Stelle, wo einst ein dritter Bergfried zusammen mit dem Blauen Turm die schwächste Verteidigungsseite, die Westflanke der Pfalz verteidigte. An dieser Stelle konnte die Wehranlage keinen Vorteil aus der Topographie ziehen, wie vor allem nach Norden und Osten, wo das Gelände steil abfällt oder nach Süden, wo immerhin ein Bachlauf und einige Höhenmeter sicherten. Dieser Nachteil sollte durch den Bau gleich zweier mächtiger Bergfried-Türme ausgeglichen werden.
Die Spitze des Blauen Turms dient im übrigen noch heute als Türmer-Wohnung, hat also die mittelalterliche Nutzung bewahrt, die seinerzeit in erster Linie die Umgegend dauerhaft beobachtbar machen sollte. Man kann den Hohen Turm aber auch als Besucher erklimmen, sich an der Kuriosität der Türmer-Wohnung, noch mehr aber an der glänzenden Aussichtsmöglichkeit erfreuen.
Auf der Abbildung rechts oben blickt man über die mittelalterliche Stadtmauer von Bad Wimpfen, die in späterer Zeit zur Außenwand für Fachwerkhäuser umgenutzt wurde. Ein malerisches Bild zu Ungunsten des fortifikatorischen Werts. Aus dem Hintergrund lugt der Blaue Turm in den Prospekt. Die Ringmauer der Pfalz wurde nach Osten und Norden zum Schließen der Stadtmauer genutzt.
Rechts unten sieht man die Feldseite des Schwibbogentores und im Hintergrund den mächtigen Stadtseitengiebel des Steinernen Hauses, pittoresk ergänzt von Fachwerkhäusern der südöstlichen Altstadt.
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Die reizvollste Ansicht der alten Kaiserpfalz ist zu gleich die schönste ganz Bad Wimpfens: turmreich, noch heute wehrhaft, erscheint das Stadtbild wie bruchlos aus dem Mittelalter transferiert, gleich einem Idealbild mittelalterlicher Stadtbaukunst. Alleine der Fachmann erkennt genauen Blickes, dass die Wehrmauer zumeist einige Höhenmeter verloren hat, dass die mittelalterliche Stadtansicht einst von noch bedeutend wehrhafterer Wirkung.
Der quadratische Rote Turm im Nordosten der Pfalz zeigt deutlich die drei Bauabschnitte des 23 Meter hohen Bergfrieds: der bruchraue Sockel wurde spätromanisch in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts erbaut, dann folgte im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts der mittlere Abschnitt aus Tuffstein, und schließlich kam die 4 Meter hohe Spitze mit abgeschrägten Ecken aus Muschelkalkstein im späten Mittelalter.
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Die linke Abbildung zeigt die imposante Außenseite des romanischen Steinernen Hauses, monumental ins Neckartal blickend. Rechts davon tritt die Spitze des Blauen Turms mit in die Ansicht. Einige Öffnungen stammen noch aus der Erbauungszeit, die anderen kamen später hinzu, bzw. veränderten die originalen Fenster, wobei am Charakter der herben mittelalterlichen Lochfassade nicht gerüttelt werden konnte. Steinschwer und stämmig tritt der imponierende romanische Wohnbau nach allen Seiten auf.
Die filigrane Seite der Romanik lässt sich hingegen, und zugleich abschließend, bei den Palas-Arkaden bewundern. Den kleinen und schlanken Säulen möchte man das Ablasten der dicken Mauern kaum zutrauen, was die Wirkung umso reizvoller macht. Variierende Würfelkapitelle und Säulenschäften erhöhen den Reiz um Lebendigkeit. Über diesem bedeutenden Detail-Überrest mag man den Verlust des Palas' umso stärker betrauern. Als repräsentativer Saalbau war er das zentrale Gebäude der Pfalz. Alleine die Nord- und Ostwände blieben erhalten, und auch diese nicht über voller Höhe. Es ist kaum zu bezweifeln, dass die abgegangene Südwand als zur Pfalz gerichtete Schauseite des Palas die größte, auf hohe Repräsentanz bedachte Schönheit aufwies. Von ihr findet man nur noch Fundamente. Zweifellos eine nicht kleine "Träne im Knopfloch", welcher aber am Gesamtreiz und an der Bedeutung der alten Königs- und Kaiserpfalz nicht rüttelt.
Quellen
1) Besichtigung vor Ort: Pfalz, Stadt und Landschaft
2) Wikipedia-Artikel Pfalz Wimpfen
3) Website Bad Wimpfen
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