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Die Burg Staufenberg, in unmittelbarer Nähe Offenburgs, malerisch über das Dorf Durbach gebietend, besetzt gar sanft den nach ihr benannten Schlossberg. Letzterer ward schon einiges in den Mittelschwarzwald gerückt, blickt über die vermittelnde Hügelzwischenwelt in die Weite der Rheinebene.
Die Staufenberg entwirft ein merkwürdiges Bild — sie ist noch Burg, hat also dem allgegenwärtigen Ruinenschicksal getrotzt, sich schlussendlich aber doch verloren! Wie das?
Ein Blick in die Geschichte gibt Aufschluss. Die Burg, deren Anfänge bis ins 11. Jahrhundert zurückreichen, sagenumrankt, macht zuvörderst auf sich aufmerksam durch das ihr zu Füssen Liegende, den Schlossberg, mehr noch durch dessen obere Partie, den Klingelberg. Nicht dass hier große Schlachten geschlagen wurden — obschon kluge Strategien walteten, nicht aber zum Schaden des Menschen, nein zu seiner Freude: der Weinbau fand an dieser Stelle zu besonderer Blüte. Seine Wurzeln, wie die seiner Reben in den Granit des Klingelberges, reichen tief, urkundlich erwähnt schon 1391 — die Stunde aber, die aus dem Allgemeinen das Besondere entwarf, schlug fast 400 Jahre später, 1782, als Markgraf Carl Friedrich von Baden, beschäftigt zwei Jahrzehnte darauf mit der Schaffung des Großherzogtums Baden, ein Coup ganz anderer Art gelang: die Anbauung eines Rieslings, welcher gleichsam die Geburtsstunde des badischen Qualitätsweins einläutete.
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Bacchus, so auf's herzlichste eingeladen, zog nur allzu gerne ein. Die Residenz, sie war ja auch schon gebaut, zog Bacchus also in die Burg Staufenberg ein. Wohl warf er einen misstrauischen Blick, das Gebäu nämlich, wehrhaft und abweisend, es war ein Heim des Mars, gebaut ja dem Kriegshandwerk. Der Markgraf aber hatte beschlossen, entschieden zugunsten des Bacchus, er solle bleiben. Nahm er also Wohnung, in beschwingt-versöhnender Art aber den Mars nicht schroff vertreibend, wohl aber die abweisende Baulichkeit in eine mehr einladende verwandelnd. Die Burg, sie blieb eine Burg, bis auf den heutigen Tag — das Wehrhafte aber, das Trutzige, es ward weit zurückgedrängt, so weit dass es nur noch Reminiszenz. Mars, der arme, er musste einmal mehr eine badische Heimstätte verlassen, doch hatte ihn der milde Bacchus nicht böse fortgejagt, nur freundlich gebeten. Mars, als er ein letztes Mal zurückblickte, sah immer noch eine Burg. Die Erinnerung immerhin durfte lebendig bleiben.
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Die Staufenberg, länglich und von amorpher Grundform, verwandelte sich also zum Sitz des Weingutes. Türme, abwehrende Mauern, wo nicht abgegangen, wurden gestutzt — erhalten aber (oder besser wieder instand gesetzt) die Gebäude der Burg: ein winkelförmiger Bau und ein länglicher mit markanten Treppengiebeln, auch ein Torhaus. Sie zieren die Spitze des Klingenbergs. Ihnen zu Füssen ein großes NEBENGEBÄUDE mit Giebeln aus Fachwerk und ein HOF nicht geringer Größe, gleichfalls aus mehreren Häusern arrangiert, aus roten Ziegeln in schönem Kontrast zur Burg. Im ganzen ein lieber, pittoresker Prospekt!
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Die alte Veste, unverändert im Privatbesitz der markgräflichen Familie, sie hält Restaurant und Weinverkauf bereit. Beide sind an diesem Tage geschlossen, was aber glücklicherweise keinen Abschluss des Burghofes zur Folge. Der TORBAU, im 19. Jahrhundert nochmals "aufgerüstet", mit Zinnen versehen — die schönen Sandsteinbögen aber, weit geöffnet, sie könnten noch dem Mittelalter entstammen. Letzteres, und das als echter Gewinn, es bestimmt auch die beiden großen Burggebäude.
Burg Staufenberg, lustig genug, ist die Umkehrung der Verhältnisse. Wo nämlich die deutlich überwiegende Anzahl der badischen Burgen in Ruinen liegt, dabei aber gerne noch in alter Wehrhaftigkeit trotzt, also abweisende Türme und Mauern entgegenstreckt, die Wohn- und Nebengebäude dagegen (falls überhaupt) nur noch in Trümmern, da zeigt Staufenberg das exakte Gegenteil: keine Türme, Mauern kaum wehrhaft, dafür aber die Burggebäude in tadellosem Zustande. Zwar hatten auch sie im zermalmenden 17. Jahrhundert die Zerstörung hinnehmen müssen, jedoch nicht ohne wieder aufgebaut zu werden, dabei, was die Fassaden angeht, häufig unter Erhalt der mittelalterlichen Details für Türen und Fenster.
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Der Winkelbau und der lange Treppengiebelbau, beide teilweise aus der noch umlaufenden RINGMAUER gleichsam herauswachsend und gedeckt von Sattendächern, zeigen überdies ein sehr schönes Formenvokabular gotischer, spätgotischer Öffnungsdetails. Das macht, auf dem großzügigen Burghofe stehend, neben der vorzüglichen Aussicht, die das Fehlen eines für gewöhnlich die gute Aussicht erst sichernden Bergfrieds ausgleicht, den Reiz aus: zwei gut erhaltene mittelalterliche Bauwerke.
Der TREPPENGIEBELBAU, der auf dem Burghof sein Dach beinahe bis zum Boden zieht, hält sich außerdem einen Vorbau aus Fachwerk, welcher durch seine Feingliedrigkeit entsprechend bereichert. Reizvoll auch der dem Hofe zugewandte Giebel des Winkelhauses, der von der Wechselfällen des Lebens dergestalt erzählt, dass er zahlreiche Öffnungen verschiedenster Form nur vermauert, also mehrfach angepasst zur Anschauung bringt.
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Jener WINKELBAU im übrigen zeigt nach außen eine dreieckig spitz zulaufende Bastion. Sie vor allem, im Zusammenspiel mit den vorhandenen, noch ganz umlaufenden Burgmauern, hält die Erinnerung an die verteidigende Vergangenheit wach. Eine Erinnerung, die auch einer Bacchus-Burg gut ansteht.
Quellen
1) die Bauwerke selbst - Stilmerkmale; Ruine und Landschaft
2) Dr. Emil Lacroix und Dr. Heinrich Niester "Kunstwanderungen in Baden", Chr. Belser Verlag Stuttgart, Ausgabe 1959
3) örtliche Informationstafel
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