Schlösser und Burgen in Baden-Württemberg
  Kurmainzisches Schloss
 

Das ansehnliche Tauberbischofsheim liegt, wie der Name ja schon verheißt, im Taubertal, damit im Norden Baden-Württembergs. Die Senke besitzt hier noch einige Breite, weshalb die Stadt noch heutigentags vom schönen Taubertal eingefasst.
Unter den Sehenswürdigkeiten gewahrt man einen ganz besonderen Ruhm für Tauberbischofsheim: das kurmainzische Schloss. Dieses nämlich zeigt nichts geringeres als eines der schönsten erhaltenen Stadtschlösser des Mittelalters in Baden-Württemberg. Vielleicht sollte man statt “erhalten” besser von “nicht ruinösem” Schloss sprechen; denn freilich musste auch hier manches abgehen.
Die Hauptstraße, den ovalen Altstadtkörper in Längs-, in Ost-West-Richtung halbierend, schneidet den Marktplatz auf dessen Südseite. Auch sie ist einer Besichtigung wert.
Den Weg in ihre westliche Strecke einschlagend, wird man jedoch schwerlich alsbald an die mehr an ihrem Ende befindliche Kapelle gelangen. Kurz zuvor öffnet sich nämlich die Straße namens “Zwinger” nach Süden - und führt genau auf das kurmainzische Schloss zu, das sich also mit aller mittelalterlicher Pracht öffnet und darüber freilich auch mit aller Gewalt an sich zieht.


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Nicht wenig staunt man über den guten Erhaltungsgrad dieses genuin mittelalterlichen Prospektes. Auch in diesem Falle erfreut sich der Betrachter des glücklich verschonenden Schicksals; manches ward zwar später noch verändert - ohne aber an der rauen mittelalterlichen Ausstrahlung des Komplexes zu rütteln.
Die angenähert dreieckige Grundform entstand ab 1280 im Südwesten der Altstadt. Von der seinerzeitigen Burg grüßt alleine noch der monumentale Türmersturm. Alles andere verwandelte sich im Verlaufe der nächsten zwei bis drei Jahrhunderte zum kurmainzischen Schloss, welches - wie der Name schon impliziert - den erzbischöflichen Amtsmännern zum Stadtsitze gereichte.
Mit der nördlichen Seite öffnet sich das Schloss in Richtung Stadt, während es spitzwinklig nach außen weist. Die durchgängig zwei- bis dreigeschossige Randbebauung wird durch den ungefähr mittig aus dem Dreieck strebenden Bergfried gar trefflich akzentuiert. Weit steigt das wuchtige runde Gebäu in die Höhe, abweisend durch nur wenige Öffnungen, in einem malerischen “Würgegriff” aber von dichtem Efeubewuchs, der schon weite Fassadenanteile der unteren Hälfte okkupiert. Die beachtliche Höhe, im Taubertal mit weithin sichtbarer Fernwirkung, ward im 18. Jahrhundert durch einen kunstvollen wie hohen Dachaufsatz gefördert. Barocktypisch schweift sich das Dach zu einer großen Aussichtslaterne, welcher dann noch eine zweite Laterne aufgesetzt.

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An der Randbebauung gefällt zumeist die Wechselwirkung von Fachwerk und verputzten Fassaden, welche beide noch mittelalterlichen Geistes. Eine Derbheit der Verhältnisse, welche aber auf das Kunstvolle keineswegs verzichten wollte, wird leicht bemerkt. Auch blieb Wehrhaftes erhalten, wie zum Beispiel zwei Rondelle, die rechts und links der weit geöffneten Stadtseite. Rundbogenfriese für das jeweils auskragende Obergeschoss fallen hier auf, Schießscharten “zieren”. Den weiten Eingang westlich säumend ein schmuckvolles fränkisches Fachwerkhaus.
Auch das zweistöckige Hauptgebäude, von herberer Ansicht, zeigt im westlichen Dreiecksschenkel Fachwerk: kraftvolles Strebenarrangement, die Formation des “Wilden Mannes” mit “drohender” Geste über steinernem Sockelgeschoss. Letzteres mit gotischem Spitzbogen für Portal und Toreinfahrt.
In unmittelbarer Nachbarschaft, auf den Schlosshof zeigend, das wertvollste Architekturteil. Ein detailfeiner gotischer Kapellenerker bereichert hier seit circa 1490, einem weiß verputzten Steinhaus vorgelagert.


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Auch der gegenüberliegende Schenkel, aus drei aneinander gefügten Bauwerken, ergreift - obgleich er an den Westteil nicht ganz heranreicht. Ein gotischer Treppengiebel des Hauptgebäudes macht aufmerksam, leitet hier wiederum das steinerne Sockel- und ein Fachwerkgeschoss ein.
Hinter dieser Schlosspartie findet man übrigens die letzten nennenswerten Stadtmauerreste. Leider waren sie sehr sorgfältig, die Tauberbischofsheimer, bei der Schleifung der einst schützenden Mauern, abwehrenden Türmen. Beim Mühlkanal aber noch eine Strecke Stadtmauer und der Stumpf des Hungerturmes. Eine malerische Szenerie dank des Baches und seiner schnatternden Enten; wie auch hier der Efeu entschieden nach Mauer und Stumpf greift.
Aber, denkt man an die einst 24(!) Türme der Befestigung, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts weggerissen, wie man alleine den Türmersturm noch gelten ließ, dann fröstelt man nicht nur wie der Autor am Tage des Stadtbesuches wegen der gestrengen Kälte.


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Quellen
1) die Bauwerke selbst - Stilmerkmale und Jahreszahlen; Stadt und Landschaft
2) Dr. Emil Lacroix und Dr. Heinrich Niester  "Kunstwanderungen in Baden", Chr. Belser Verlag Stuttgart, Ausgabe 1959
3) Homepage www.tauberbischofsheim.de
4) Informationstafeln vor Ort
        

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