Schlösser und Burgen in Baden-Württemberg
  Schloss Ludwigsburg
 

Im Ludwigsburger Residenzschloss erblickt man nichts geringeres als eines der größten und schönsten Barockschlösser Deutschlands. Die 1704 bis 1733 unter dem württembergischen Herzog Eberhard Ludwig errichtete Vierflügelanlage besitzt an Gefälligkeit den Vorrang unter den barocken Residenzschlössern Baden-Württembergs. Zur Ansehnlichkeit des Schlossgevierts gesellte sich eine großartige Parkanlage, wie sie typisch für die Barockschlösser Europas, zudem zwei kleinere Nebenpaläste als Lustschlösser dem Schlossherren Abwechslung versichernd. Dem nicht genug entstand an Ort und Stelle eine ganz neue Stadt: Ludwigsburg. 
Die Abbildung links oben zeigt den Ausgangspunkt des großen Gebäudekomplexes: das Alte Corps de Logis (Hofseite). Gefällig an Gebäudeform und -Schmuck bis hin zum Prachtportal, ist es der würdevolle Beginn an der nördlichen Schmalseite des Schloss-Rechtecks. Das Corps de Logis geht auf Planungen des seinerzeit frisch berufenen Hofbaumeisters Johann Friedrich Nette zurück, der die Anlage als barocktypische Dreiflügelanlage konzipierte, damit das ursprüngliche Konzept eines zuvor errichteten Jagdschlosses über den "Haufen werfend". Dieses war erst 1704 begonnen, im folgenden Jahr vom Herzog mit dem Namen Ludwigsburg versehen worden. Von diesem noch bescheidenen Vorhaben blieb also immerhin der Namen bestehen, für Schloss und Stadt.
Das rechte Bild gibt den Blick von Nord nach Süd über den großen Ehrenhof wieder: man schaut aus der Portalarkade des Alten Corps de Logis zur Hoffassade des Neuen Corps de Logis. Den an Größe das Alte Corps de Logis deutlich übertreffende Neuen Corps schuf man um die gestiegenen Wohn- und Repräsentationsbedrürfnisse des württembergischen Hofes zu stillen, den bis dato nach Süden geöffneten Hof schließend. 
            

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Links sieht man die zentrale Prachtachse der Ehrenhofseite des Alten Corps de Logis, die barock-typische symmetrische Ansicht unterstreichend. Bei aller Schönheit bleibt die Größe des ursprünglichen Hauptportals im Vergleich zu den anderen Residenzschlössern Baden-Württembergs bescheiden, was neben weiteren Gründen Anlass zum Bau des Neuen Corps de Logis, welcher per Gartenseite (Südansicht) rechts oben wiedergegeben. Die Prachtpartie tritt als Mittelrisalit inkl. mittiger Wölbung barock beschwingt nach vorne.
Rechts unten zeigt sich die Gartenseite des Alten Corps de Logis, die durch abfallendes Terrain eine durchaus monumentale Ansicht gewinnt. Wenngleich sich der Bau des Schlosses über ca. 30 Jahre hinzog, atmen die Fassaden der so unterschiedlichen Schlossgebäude einen einheitlichen Geist, den Zusammenhang durch Homogenität unterstreichend. Grau und gelb eingefärbte Putzfassaden, Schwung und Rundung des barocken Fassadenzierrats zeugen insgesamt ein heiteres und weiches Aussehen, das historisch wie aktuell Gäste und Touristen freundlich aufnimmt.
             

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Den Durchgang vom Mittleren Schlosshof (Ehrenhof) in den Hinteren Schlosshof, der in den östlichen Teil des Schlossgartens übergeht, sieht man auf dem Foto links. Die drei Rundbogen-Durchgänge leiten durch den Trakt der Familiengalerie, der als Verlängerung des östlichen Flügelbaus die Verbindung zum Neuen Corps de Logis schafft. Säulen im Erdgeschoss, zurückgestaffelte Pilaster im Obergeschoss, verkröpfte Gesimse und aufwendige Öffnungsrahmungen vollbringen auch hier große Barockpracht.
Den gerade angesprochenen östlichen Flügelbau (Ehrenhof-Seite) offenbart sich auf der Abbildung darunter. Ein mächtiger Mittelrisalit trinnt nach vorne und per Mezzanin-Geschoss in die Höhe, die Flügelansicht symmetrisch in drei Teile gliedernd. Mansarddächer decken, und die Portalrahmung mit Säulen und Balkon ist die prächtigste Partie.
Das rechte Bild zeigt wiederum ein großes Ehrenhof-Portal, diesmal von Westen nach Osten, vom Vorderen auf den Mitteleren Schlosshof (Ehrenhof), also aus Richtung historischer Stadtmitte kommend. Die Ansicht ähnelt dem Durchgang links oben; Hauptunterschied ist hier der nach oben beschließende Dreiecksgiebel entgegen der gerade Balustrade.
             

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Links blickt man auf die prächtigste Schloss-Außenpartie, den Ehrenhof-Mittelrisalit des Neuen Corps de Logis, gleichsam der Haupteingang des Schlosses. Wie auf der Gartenseite wölbt sich der Risalit in barocker Bewegtheit dynamisch nach vorne. Das Prachtportal ist deutlich größer angelegt als beim Alten Corps de Logis, damit auch den repräsentativen Balkon bedeutender anlegend. Säulen toskanischer Ordnung im Ergeschoss, ionische Pilaster und der gerade Balustardenabschluss in der Dachzone, sowie die schmuckvollen Öffnungsrahmungen sind der aufwendige Fassadenblickfang.
Zu den Gebäude-Beigaben, als kleine Nebenschlösser die Gesamtwirkung des Residenzschlosses nochmals steigernd, zählt neben der künstlichen Ruine Emrichsburg und dem Barockschloss Monrepos auch das gleichfalls barocke Lustschloss Favorite, rechts mit seiner nördlichen Läng- und westlichen Schmalseite zu sehen. Die phantasievolle, regelrechte Staffelung der verschiedenen Baukörper, in welches das Schloss gekonnt aufgegliedert, kann als eigene bedeutende Sehenswürdigkeit auf sich aufwerksam machen. Vier quadratische Pavillons treten aus den Ecken des eigentlichen Hauptbaus, welcher nach oben wiederum von vier kleineren Pavillons, in der Art von Turmspitzen gestalterisch abgeschlossen. Am auffälligsten die vier kunstvoll an- und abschwellenden Spitzhauben der Dachpavillons. Das Juwel wurde 1717-23 unter Herzog Eberhard Ludwig nach Entwurf des Hofbaumeisters Donato Giuseppe Frisoni in seine bauliche Existenz gerufen.
 
             

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Noch beim Lust- und Jagdschloss Favorite verweilend, gewahrt man links oben die Westseite, Balkone, die jeweils von den Pavillons "aufgespannt" werden - und rechts unten die Eingangsseite, als welche die Südansicht fungiert. Eine großzügige zweiläufige Freitreppe führt auf die ausgesprochen große Hauptöffnung im Piano Nobile (zweites Stockwerk), wohingegen sich der Haupteingang ein wenig zwängen muss, um den Weg unter dem Balkon freizugeben; mächtige Karyatiden begleiten immerhin prachtvoll.
Der schmuckvolle Ehrenhof-Mittelrisalit des Neuen Corps de Logis ist rechts oben wiedergegeben. Der bauliche Schlußpunkt, das "Ausrufezeichen", der Schönheit der Anlage, die schließlich zu den größten Barockschlössern Deutschlands aufrückte, wurde im Äußeren 1733 fertiggestellt - just zum Zeitpunkt des Ablebens des Schlosserbauherrn Herzog Eberhard Ludwig, der also zumindest die äußere Vollendung seines Werks miterleben durfte. Alleine den sich noch hinziehenden Innenausbau konnte der in Ludwigsburg verscheidende nicht mehr feiern. Der Herzog nahm sich im übrigen keine geringe Kuriosität heraus, als er das Schloss bereits 1709 zur ständigen Residenz erkor, damit das noch ganz in seinen Anfängen befindliche Ludwigsburg zur Hauptstadt des Herzogtums Württemberg machte. Das weit größere, befestigte und natürlich altehrwürdige Stuttgart war damit vorübergehend der eigentlich selbstverständlichen Hauptstadtfunktion entkleidet und mochte recht entgeistert auf das noch kümmerliche Schloss und die noch weit kümmerlichere Stadt Ludwigsburg geblickt haben, die im Grunde überhaupt nicht konkurrenzfähig zur bisherigen Capitale waren. Die Laune eines Barockfürsten! Vorgängerresidenz war das Alte Schloss in Stuttgart, ein mehr als respektabler Renaissance-Bau, der aber als Burganlage den neuen Repräsentationsbedürfnissen der Barockzeit nicht mehr genüge tun konnte.
Das Foto links unten zeigt den Durchgang vom Vorderen in den Mittleren Schlosshof (Ehrenhof), damit zugleich durch die Bildergalerie, betont durch die Ausbildung eines geschmackvollen Risalits.

            
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Links sieht man die schon eingeführt Gartenseite (Nordansicht) des Alten Corps de Logis, dem bereits sehr ansehnlichen Anfang der zu diesem Zeitpunkt noch deutlich kleiner geplanten Anlage. Die Gedrungenheit des alten Hauptbaus wird durch seitliche Anbauten für die Gesamtansicht zur Großzügigkeit erweitert. Ganz links der Spielpavillon und ganz rechts der Jagdpavillon (angeschnitten) werden mit dem Corps durch Spiegelgalerien verbunden. Während erstere von quadratischer Grundform, sind letztere als schlanke Verbindungsgänge konzipiert. Rechts sieht man außerdem die nördliche Schmalseite des Mansarddaches vom Ordensbau.
Die rechte Abbildung blickt durch den südlichen der drei Durchgangsbogen vom Hinteren auf den Mittleren Schlosshof
, gleichzeitig durch die Arkaden des Ehrenhof-Risalits des Neuen Corps de Logis. Letzterer besticht neben Schmuckreichtum durch seine Plastizität und Bewegtheit, die Repräsentationsbedürfnisse des herzoglich-württembergischen Barockhofes gekonnt stillend.            

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Zum Schluss rückt nochmal der Ausgangspunkt der Barockresidenz in den Blickpunkt, der Alte Corps de Logis mit seiner Ehrenhofseite: rechts die Gesamtansicht, links der ansehnliche, jedoch noch bescheidene Balkon im Piano Nobile (Gebäudemitte).
Ab 1715, das Schloss war bereits 6 Jahre Herzogsresidenz, nahm man erhebliche Vergrößerungen des Schlosses in Angriff: nach Süden verlängerten der östliche und der westliche Flügelbau den Riesen- und den Ordensbau, damit die Ost- und Westflügel in ihre Länge verdoppelnd. Außerdem entstanden hinter diesen Flügeln zwei Kirchen: die Hofkapelle (Osten) und Ordenskapelle (Westen). Endlich folgte der neue Corps de Logis, dessen Anschlußflügel nach Norden: Familiengalerie (Osten) und Bildergalerie (Westen) die Länge des Ehrenhofs nochmals ungefähr verdoppelten. Mag man in der gewaltigen Größe des Ehrenhofs einen Ausgleich darin finden, dass sich das Schloss, durchaus unüblich für Barockzeiten, nicht als Dreiflügel-Anlage mit einem Ehrenhof zur Stadt öffnet, wie es die anderen großen Barockresidenzen Baden-Württembergs löblicherweise zeigen: Mannheim, Bruchsal, Karlsruhe, Rastatt und Stuttgart, sondern als Vierflügel-Anlage nach außen verschließt. Auch der Herzog war von diesem eher mittelalterlichem Zug zunächst nicht begeistert, und so kam es zu Umbauplanungen für das Alte Corps de Logis, um es den Repräsentationsansprüchen anzupassen. Jedoch wären die Baumaßnahmen zu aufwendig gewesen und der Herzog entschied, wohl schweren Herzens, seinen Ehrenhof zugunsten des Neuen Corps de Logis als vierten Flügel zu schließen. Bei aller Schönheit im Einzelnen bleibt eben jene Geschlossenheit der barocke Hauptmakel und Nachteil gegenüber gerade genannten Residenzschlössern. Freilich wird der heutige, vielleicht sogar unbedarfte Besucher dieses Merkmals kaum gewahr geschweige denn gram, zu gefällig nämlich die barocke Pracht der mannigfaltigen Schlosspartien, zu großzügig das Geviert und erst recht die Gartenanlage mit ihren Nebenpalästen!
Auf die barocke Wurzel, Namensgeber für Schloss Ludwigsburg, das kleine Jagdschloss, wurde bereits hingewiesen. Verbleibt, auf den noch weiter zurückreichenden Ursprung zu zeigen. Im 17. Jahrhundert stand hier der Erlachhof, ein Jagdgut mit Falknerei und Seewirtschaft. Dieses wurde 1693 von Truppen des französischen "Sonnenkönigs" wie so unzählige Städte, Dörfer, Schlösser und Burgen des späteren Baden-Württemberg im Pfälzischen Erbfolgekrieg niedergebrannt.
Wer hätte seinerzeit beim Blick auf die ausgbrannten Renaissance-Gebäude gedacht, dass hier schon wenige Jahrzehnte später eines der größten Barockschlösser ganz Deutschlands stehen würde...


Quellen
1) Besichtigung vor Ort: Schloss und Landschaft
2) Wikipedia-Artikel Residenzschloss Ludwigsburg
3) örtliche Informationstafeln
4) Gradmann, Eugen / Christ, Hans / Klaiber, Hans: "Kunstwanderungen in Württemberg und Hohenzollern", Belser Verlag Stuttgart, 1955
            
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